Deborah Kapchan ist neue Hans-Blumenberg-Professorin

US-amerikanische Ethnografin und Übersetzerin spricht in Münster über religiöse Subkulturen in Marokko – Forschungen zur Verbindung zwischen Körper und Imagination – Abendvortrag „Face to Face with the Spirits: Embodying the Imagination” am 13. Mai am Exzellenzcluster

Plakat zur Hans-Blumenberg-Professur 2025
© EXC/Banning Eyre, Afropop Worldwide

Münster, 6. Mai 2025 (exc)

Die US-amerikanische Ethnografin, Übersetzerin und Schriftstellerin Deborah Kapchan ist neue Hans-Blumenberg-Professorin am Exzellencluster „Religion und Politik“ der Uni Münster. „Sie spricht im Rahmen des Themenjahres ‚Körper und Religion‘ über Kulturen des Heiligen in Marokko, so etwa religiöse Praktiken des Sufismus, einer mystischen Strömung des Islams, oder l’aîta, einer weiblichen Gesangsform, die in Marokko eine wichtige Rolle bei Festen und Riten spielt, beispielsweise beim Feiern des Übergangs von Jugendlichen zum Erwachsenendasein“, kündigt die Sozial- und Kulturanthropologin Dorothea Schulz vom Exzellenzcluster an. „Deborah Kapchan hat gut dreißig Jahre damit verbracht, sich mit ekstatischen Formen des kulturellen Ausdrucks und der Wirkmächtigkeit verkörperter Performances in Marokko auseinanderzusetzen. Ein Beispiel sind auch Praktiken der sogenannten Besessenheit der Gnawa, einer ethnischen Minderheit in Marokko, die für ihre mit Rhythmus und Musik unterlegten Rituale bekannt sind. Dabei fallen Menschen in Trance, während sich nach eigener Vorstellung Geister im Körper manifestieren und ‚aufsteigen‘.“

Deborah Kapchan ist Professorin für Performance Studies an der New York University Tisch School of the Arts. „Kapchans Arbeiten sind im Grenzbereich zwischen Sozial- und Kulturanthropologie, Musik und mündlicher und schriftlicher Poesie verortet“, so Dorothea Schulz. „Besonders deutlich wird dies in dem von ihr übersetzten und herausgegebenen Band „Poetic Justice: An Anthology of Contemporary Moroccan Poetry“ (2020), der in die engere Wahl für den Nationalen ALTA-Übersetzungspreis für Poesie kam.“ Zu Kapchans zahlreichen Veröffentlichungen zählen auch Werke wie „Traveling Spirit Masters. Moroccan Gnawa Trance and Music in the Global Marketplace” (2007) und der Sammelband „Theorizing Sound Writing” (2017). Kapchan erhielt zahlreiche Auszeichnungen für ihre Arbeit, darunter Stipendien von der John Simon Guggenheim Memorial Foundation, der Fulbright Hays Foundation und dem American Institute of Maghrib Studies.

Der englischsprachige Abendvortrag der Hans-Blumenberg-Professorin findet am 13. Mai 2025 unter dem Titel „Face to Face with the Spirits: Embodying the Imagination” statt und knüpft direkt an das diesjährige Themenjahr „Körper und Religion“ an. Die Veranstaltung beginnt um 18.15 Uhr im Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters, Raum JO 1, Johannisstraße 4 in Münster. Eine Teilnahme per Videoplattform Zoom ist nach Anmeldung bis zum Vortragstag unter [email protected] möglich.

Hans-Blumenberg-Professur für Religion und Politik

Die „Hans-Blumenberg-Professur für Religion und Politik“ ist benannt nach dem Münsteraner Philosophen Hans Blumenberg (1920–1996). Sie soll dazu beitragen, innovative Impulse aus der internationalen Forschung nach Münster zu bringen, und die interdisziplinäre Diskussion am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ vertiefen. In den vergangenen Jahren hatten etwa Kwame Anthony Appiah (New York University, USA), Sarah Stroumsa (Hebrew University, Jerusalem, Israel), Linda Woodhead (King‘s College, London, UK), Maribel Fierro (CSIC, Madrid, Spanien), Jóhann Páll Árnason (La Trobe University, Melbourne, Australien) und Mark Juergensmeyer (University of California, Santa Barbara, USA) die Hans-Blumenberg-Professur inne. (fbu/vvm)